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SUIZIDALITÄT, VOLLENDETER SUIZID

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Schorsch
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SUIZIDALITÄT, VOLLENDETER SUIZID

#810

Beitragvon Schorsch » 11.04.2017, 21:07

SUIZIDALITÄT, VOLLENDETER SUIZID

1) Ein Mann, der sich erhängen wollte: Eine Nebenwirkung von Ciprofloxacin.
Wir berichten über einen Mann, der wiederholt Depressionen und eine suizidale Ideation entwickelte und
eine konkrete Suizidabsicht hatte; es handelt sich um eine klare Nebenwirkung von Ciprofloxacin, welches
wegen einer rezidivierenden Prostatitis verordnet wurde... Der 53-jährige Patient hatte für den geplanten
Suizid einen Stuhl und ein Stück Seil vorbereitet, welches am Treppengeländer befestigt war.
Unerwarteterweise rief sein Bruder während der Vorbereitungen an und verständigte daraufhin die Polizei
über den geplanten Suizid. Die Polizei traf kurze Zeit später ein und unterbrach ihn beim Schreiben eines
Abschiedsbriefes. Der Patient litt ein Jahr lang unter episodisch wiederkehrenden Depressionsschüben mit
Anhedonie, Weinkrämpfen, Energiemangel, Fatigue, Schlaflosigkeit, Anorexie, großer Besorgnis,
Schuldgefühlen und starken Suizidgedanken; insgesamt kam es zu drei Episoden, einschließlich der
gegenwärtigen Episode. Jeder Episode ging eine einwöchige Behandlung mit zweimal täglich 500 mg
Ciprofloxacin voraus, das wegen einer Prostatitis verordnet wurde. Die Depressionssymptome und suizidale
Ideation begannen innerhalb von 3 Tagen nach Einnahmebeginn und klangen innerhalb von 3 bis 5 Wochen
nach Einnahmeende ab... Ciprofloxacin kam als Auslöser der Depressionssymptome und suizidalen Ideation in
Frage, weil der Patient weder depressiv war noch eine suizidale Ideation vor Beginn der Ciprofloxacintherapie
hatte. Zudem bestand kein Grund für einen Todeswunsch... Verordnende Ärzte sollten die
neuropsychiatrischen Nebenwirkungen von Ciprofloxacin auch nach Einnahmeabbruch aufgrund
schwerwiegender Probleme beachten.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21353135 → DOI: 10.1016/j.genhosppsych.2010.07.002
2) Fluorchinolon-induzierte suizidale Ideation.
In der Literatur wird über eine eine große Bandbreite Fluorchinolon-induzierter ZNS-Störungen berichtet...
Wir präsentieren den Fall eines Mannes, der keine psychiatrischen Vorerkrankungen hatte und nach
Einnahme von Levofloxacin mit einer schweren Depression und suizidaler Ideation vorstellig wurde, welche
nach Einnahmeabbruch schnell nachließen... Zwölf Stunden nach seiner dritten Dosis Levofloxacin und der
fünften Dosis Trimethoprim-Sulfamethoxazol entwickelte er akute Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen und
eine schwere Depression. In der klinischen Untersuchung wurden Anhedonie, Hoffnungslosigkeit, schlechtes
Konzentrationsvermögen, psychomotorische Retardierung und suizidale Ideation festgestellt. Er verneinte
jegliche psychotischen oder manischen Symtpome. Ansonsten blieb die Untersuchung seines mentalen
Zustands unauffällig... Auch die neurologische Untersuchung blieb unauffälig. Er verneinte jegliches
vorheriges Auftreten von Depressionssymptomen oder suizidaler Ideation... Er betrachtete seine
gegenwärtigen Symptome als komplett irrational und konnte keine ausschlaggebenden Faktoren für seine
Depression oder suizidale Ideation identifizieren... Innerhalb von 48 Stunden nach Abbruch der
Antibiotikaeinnahme besserten sich seine Symptome... Wir glauben, dass das akute Erscheinungsbild der
Depression und Suizidalität unseres Patienten mit Levofloxacin verbunden ist.
http://www.ghpjournal.com/article/S0163-8343(09)00048-6/abstract →
DOI: 10.1016/j.genhosppsych.2009.03.002
3) Fluorchinolon-induzierte suizidale Ideation und Suizidalität.
Herr A., ein 26-jähriger Patient spanischer Herkunft, wurde nach einem schweren Suizidversuch in der
psychiatrischen Abteilung einer chirurgischen Intensivstation untersucht. Eine Woche vor der Klinikaufnahme
wurde er wegen einer Kolitis 5 Tage lang mit Levofloxacin und Metronidazol behandelt. Anschließend erhielt
er Ciprofloxacin. Kurz nach Einnahme dieser Antibiotika registrierte er Anzeichen einer depressiven
Verstimmung und suizidale Gedanken ohne aktiven Plan, meldete diese Symptome aber nicht den
behandelnden Ärzten. Zwei Tage nach Beginn der Ciprofloxacineinnahme wurde er ohne konkreten Anlaß
depressiver und zunehmend suizidal. Mit einem Küchenmesser fügte er seinem Hals und seinen
Handgelenken Schnittwunden zu. Nachdem dieser Versuch scheiterte, versuchter er, den Tod durch
Stromschlag herbeizuführen, indem er sich mit einem Fernseher in den Händen in eine vollgelaufene
Badewanne setzte. Als seine Mutter von der Arbeit nach Hause kam, fand sie ihn in einer mit Blut gefüllten
Badewanne vor und verständigte sofort den Notruf... Dieser Fall deutet auf einen klaren und starken zeitlichen
Zusammenhang zwischen dem Einsetzen der neuropsychiatrischen Symptome und dem Beginn der
antibiotischen Fluorchinolonbeahndlung hin und veranschaulicht, wie die Exposition gegenüber einer
Einzelsubstanz zu solchen Ereignissen führen kann.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22221728 → DOI: 10.1016/j.psym.2011.05.003
4) Suizidalität im Zusammenhang mit der Anwendung von Gyrasehemmern (Fluor-Chinolonen) (Dtsch
Arztebl 1995; 92(16): A-1197).
Die Fluor-Chinolone, zum Beispiel Ciprofloxacin und Ofloxacin, können zu psychotischen Reaktionen führen.
Hierauf hatte die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) bereits 1986 hingewiesen. Ein
kürzlich gemeldeter Suizid im Zusammenhang mit der Einnahme eines Fluor-Chinolons veranlaßt die AkdÄ,
erneut die Aufmerksamkeit auf derartige unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW) zu lenken.
In den Fachinformationen zu Ciprofloxacin und Ofloxacin ist unter der Rubrik "Nebenwirkungen" aufgeführt,
daß psychotische Reaktionen bis hin zu Selbstgefährdung auftreten können. Dennoch scheinen diese
Nebenwirkungen nicht ausreichend bekannt zu sein. Psychotische Symptome wie Erregtheitszustände unter
Gyrasehemmern können bei Schwerkranken als organisch bedingtes Delir oder Durchgangssyndrom
fehlgedeutet werden. Ältere Patienten mit einer zerebravaskulären Insuffizienz gehören diesbezüglich zu
einer besonders zu überwachenden Risikogruppe. Wegen dieser seltenen, aber schwerwiegenden UAW sollte
der Arzt dem Patienten, dem er einen Gyrasehemmer verordnet hat, wie auch seine Angehörigen auf das
mögliche Auftreten derartiger Nebenwirkungen aufmerksam machen und Patient wie Angehörige auffordern,
Verhaltensänderungen sorgfältig zu beobachten und mitzuteilen. Falls psychische Störungen auftreten, ist das
Fluor-Chinolon sofort abzusetzen, der Einsatz anderer Chinolone zu vermeiden und gegebenenfalls
nervenärztlicher Rat in Anspruch zu nehmen. Die AkdÄ bittet weiterhin in dieser Frage um Aufmerksamkeit
und entsprechende Meldungen. Hierzu sind insbesondere auch die psychiatrischen Konsilärzte in größeren
Kliniken aufgefordert.
https://www.aerzteblatt.de/archiv/84142 ... alitaetim-
Zusammenhang-mit-der-Anwendung-von-Gyrasehemmern-(-Fluor-Chinolonen)
5) Gyrasehemmer und Suizid.
Selbstmorde in Verbindung mit Gyrasehemmern fallen auf: Drei Tage nach Beendigung der Therapie einer
Nebenhodenentzündung mit Ciprofloxacin (CIPROBAY) und Entlassung aus der Klinik wird ein bis dahin
psychisch unauffälliger 84jähriger erhängt in seiner Wohnung aufgefunden. Der Internist, dem der Patient
seit Jahren bekannt ist, sieht "die Gefahr einer hohen Dunkelziffer" und "Handlungsbedarf": "Es fällt mir
schwer, an einen Zufall zu glauben, insbesondere weil es innerhalb eines guten Jahres der zweite Patient ist,
den ich in direktem Anschluß an eine CIPROBAY-Gabe durch einen Suizid durch Erhängen verliere"
(NETZWERK-Bericht 8119). Eine Frau, die wegen einer Salmonellose über mehrere Wochen Ciprofloxacin
einnimmt, erlebt erstmalig formale Denkstörungen ("spürt die Tiere in ihrem Bauch krabbeln"). Auch nach
dem Absetzen dauern nächtliche Angstzustände, Abgeschlagenheit und Antriebslosigkeit an. Trotz Einleitung
einer antidepressiven Therapie und kurzzeitiger Besserung wird die Frau wenige Wochen später erhängt
aufgefunden (7535). Ein 53jähriger, der wegen Penizillinallergie nach Herzklappenersatz Ciprofloxacin erhält,
entwickelt eine paranoid-halluzinatorische Psychose, springt aus dem zweiten Stock der Rehaklinik und
erleidet eine Fraktur der Lendenwirbelsäule (2697). In Verbindung mit Ofloxacin (TARIVID) gingen uns sieben
Berichte über Suizide zu (5976, 6410 bis 6415). So entwickelt eine 56jährige einen Tag nach Therapieende
plötzlich Halluzinationen ("Vögelsehen") und Verwirrtheit, muß eine Woche später wegen einer
halluzinatorischen Psychose stationär aufgenommen werden und wird kurz nach ihrer Entlassung erhängt
aufgefunden (6414). Der Verdachtsfall eines Suizids in Verbindung mit einem Gyrasehemmer wird auch an
anderer Stelle dokumentiert...
http://www.arznei-telegramm.de/html/199 ... 87_04.html
6) Suizidalität unter der Behandlung mit 5-Fluorchinolon-Antibiotika (Aus der UAW-Datenbank).
Ein Patient wurde in den letzten Jahren mehrfach mit Ciprofloxacin beziehungsweise Moxifloxacin behandelt.
Er hatte die Medikation bislang problemlos vertragen. Während der erneuten Ciprofloxacin-Einnahme trat bei
ihm eine depressive Verstimmung auf. Er erhielt dreimal täglich 250 mg Ciprofloxacin oral wegen einer
schweren akuten Prostatitis für insgesamt acht Tage. Sechs Tage nach Absetzen der Medikation wachte der
Patient nachts plötzlich auf mit dem fast imperativen Drang, sich umzubringen, und zwar durch Erhängen. Er
wurde bereits stranguliert von der Ehefrau in letzter Sekunde gerettet. Ein eventuell vorangegangener
Suizidversuch wurde verneint. Eine andere über 60-jährige Patientin berichtete nach Einnahme einer einzigen
Tablette Ciprofloxacin (250 mg) über einen „heftigen Wunsch, sich umzubringen“, und sagte, „wenn sie etwas
zur Selbstvergiftung dagehabt hätte, hätte sie es getan“. Die Patientin war selbst erschrocken über ihre „Lust
auf Selbstmord“, wie sie es bezeichnete. Sie nahm Ciprofloxacin nicht weiter ein und fand erst drei Monate
später den Mut, ihrem behandelnden Arzt über ihr Erlebnis zu berichten. Die Patientin hatte nie zuvor in
ihrem Leben suizidale Gedanken gehabt; auch in der Familienanamnese gab es keine Suizide.
Eine 55-jährige Patientin, die mit Moxifloxacin behandelt wurde, klagte über aggressiv-depressive Stimmung
mit Suizidideen und Albträumen. Eine weitere Patientin berichtete nach erstmaliger Einnahme von 400 mg
Moxifloxacin über Suizidgedanken.
Bei den hier dargestellten Fallbeschreibungen ist auffällig, dass Patienten betroffen sind, die nach Absetzen
des Medikamentes überrascht und erstaunt waren über die Tatsache, dass sie Suizidgedanken hatten, ein
Phänomen, welches ihnen bis zu diesem Zeitpunkt völlig unbekannt war.
Bereits 1998 wurde basierend auf der AkdÄ vorliegenden Meldungen über 54 auswertbare UAW-Berichte zur
Suizidalität nach Einnahme von Chinolonen berichtet. Unter diesem Begriff wurden geäußerte Todeswünsche,
Suizidideen, Suizidabsichten sowie suizidale Handlungen (Suizidversuche, Suizide) zusammengefasst...
Wir halten es für möglich, dass eine hohe Dunkelziffer an erfolgreichen Suiziden im Zusammenhang mit der
Einnahme von 5-Fluorchinolonen vorliegt. In jedem Suizid-Fall sollte eine Blutprobe asserviert und eine
Medikamenten-Fremdanamnese erhoben werden. Auf diese Weise könnte man genauere Informationen über
die tatsächliche Häufigkeit von Suizidfällen nach Behandlung mit 5-Fluorchinolonen, die möglicherweise stark
unterschätzt wird, erhalten.
http://www.akdae.de/Arzneimittelsicherh ... 40528.html
7) Chinolonantibiotika und suizidales Verhalten. Analyse der Nebenwirkungsdatenbank der WHO und
Diskussion potentieller Mechanismen.
Wir registrierten ein signifikantes Sicherheitssignal in Verbindung mit einer zunehmenden Anzahl von
Berichten über suizidales Verhalten, vollendeten Suizid und Depressionsstörungen nach Chinolonanwendung,
insbesondere in bezug auf die am häufigsten genannten Wirkstoffe Ciprofloxacin, Levofloxacin, Moxifloxacin
und Ofloxacin... Unter Komediaktion mit Antidepressiva und Antipsychotika kam es häufiger zu Chinolonassoziierten
Fällen von vollendetem Suizid (37.2 % bzw. 26.7 %)... Die Ergebnisse dieser Studie und die hier
dargestellten potentiellen Mechanismen stützen die Hypothese eines erhöhten Risikos für suizidales
Verhalten und Depressionsstörungen bei Chinolonanwendung im Vergleich mit anderen Antibiotika. Sie
verdeutlichen, dass Ärzte für Psychiatrie und andere Fachärzte im Gespräch mit suizidgefährdeten Patienten
deren zurückliegenden Behandlungsverlauf gründlich untersuchen sollten. Da Chinolone häufig und
manchmal zu häufig eingesetzt werden, bedarf es dringend weiterer Untersuchungen, z. B. in Form von
großen pharmakoepidemiologischen Studien, um dieses Sicherheitssignal bestätigen und besser verstehen
zu können.
https://www.researchgate.net/publicatio ... _analysis_
of_the_World_Health_Organization
%27s_adverse_drug_reactions_database_and_discussion_of_potential_mechanisms
8) Aktualisierte Warnung der FDA zur Anwendung von Levofloxacin (16.02.2017):
Suizidale Gedanken und versuchter oder vollendeter Suizid können ebenfalls auftreten, vor allem bei
Patienten mit Depressionserkrankungen oder bestehenden Risikofaktoren für eine Depression. Diese
Reaktionen können nach der ersten Dosis auftreten.
http://www.accessdata.fda.gov/scripts/c ... /index.cfm?
DrugNameID=345&event=searchdetail.page&source=govdelivery&utm_medium=email&utm_source=govd
elivery
Levofloxacin zwei Tage je 500 mg Kapsel im Juli 2015

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